Ich schütte mich aus - Rechfertigung
29. Oktober 2017
Manchmal muss ich mich rechtfertigen. Rechtfertigen für
Dinge, die niemanden kümmern müssten. Dinge, die privat sind oder ganz einfach
Dinge, für die ich mich nicht im Geringsten rechtfertigen müsste – vor niemanden.
Und trotzdem tue ich es. Oft, weil es mir unangenehm ist oder ich somit vom
Thema abweichen kann und manchmal auch, weil ich es gewohnt bin mich zu
rechtfertigen. Wieso? Weil es normal ist. Es ist normal, dass man sich ständig
und überall und vor jedem wegen simpler Dinge rechtfertigt. Eigentlich möchte
ich das nicht mehr müssen! Und eigentlich kotzt es mich ziemlich an um ehrlich
zu sein! Ich wollte generell einen Beitrag darüberschreiben, dass ich selbst
über meinen Körper bestimmen will/kann und das verdammt nochmal auch soll und
das mein Körper mir gehört und niemand anderen. Ich habe drei Szenarien, die
mir bei diesem Thema sofort einfallen und mich innerlich zum Kochen bringen. Dennoch
bin ich bei zweien davon bisher immer ruhig geblieben und nehme es hin, dass
andere Leute das wohl nicht verstehen wollen/können! Das sollen diese Menschen
auch weiterhin gerne tun, jedoch werde ich mich nicht mehr rechtfertigen oder
näher darauf eingehen. Klingt simpel, aber oft kann man dann doch nicht anders.
Man möchte ja nicht als unhöflich gelten! Furchtbar eigentlich! Um nicht als
unhöflich zu gelten, versuche ich mich zu rechtfertigen, obwohl es der anderen
Person einfach ganz egal sein kann wie ich lebe, was ich mache und was ich mit
meinem Körper mache. Meist bin ich auch recht schlagfertig – dazu aber später
noch. Wir sind generell furchtbare Schnell(ver)urteiler, was mich wahnsinnig
ankotzt. Man wird sofort in Schubladen gesteckt oder mit Tipps und Tricks für
ein tolleres, besseres, gesünderes Leben vollgequatscht. Es wird einem gesagt,
wie man leben soll und was gesund und ungesund für unseren Körper ist. Wie wir
uns anzuziehen haben und wen wir lieben dürfen. Und dann soll man sich auch
noch rechtfertigen.
Mein etwas harmloseres, aber immer wieder gern diskutierte
Thema, welches ich mittlerweile mit einem falschen Grinsen und dem Satz „ja, so
ist das halt“ abwinke, ist mein Problem mit Alkohol. Nicht, dass ich zu viel
trinke, nein, sondern dass ich keinen trinke. Ja, ich trinke keinen Tropfen
Alkohol und dass seit etwa 3 1/2 Jahren. Ich verstehe, wenn Leute das für
absurd halten. Nein, eigentlich verstehe ich es nicht um ehrlich zu sein. Ich
verstehe es nicht im Geringsten. Als das anfing, waren meine Freunde ziemlich
schockiert, da ich eigentlich immer Bier trank, wenn wir eben unterwegs waren
oder einfach zusammensaßen. Manchmal wurde es ins lächerliche gezogen und mit
Veganern verglichen (die sich ja auch immer rechtfertigen müssen!). Die
Bierliebhaberin Magdalena, die plötzlich keinen Alkohol mehr trinkt. Seltsam
war das. Und so geht es mir immer und überall. Sei es auf Weihnachtsfeiern, bei
Geburtstagen, bei normalen Zusammenkommen oder sonst wo. RECHTFERTIGUNG! Warum
trinkst du nichts? Nicht mal einen Schluck? Ach komm schon, nur ein Schluckerl
zum Anstoßen! Ach ge, mit Orangensaft geht das schon! Du verarscht mich doch! Hattest
du ein Alkoholproblem? Ach komm, für mich! Es ist doch mein Geburtstag! Ich
versteh das ned, wirklich nie? Nicht einen Schluck? Nicht mal bei deinem
eigenen Geburtstag? Ned mal wenns gratis is? Was machst du wennst mal traurig
bist? Wie machst du einen „drauf“? Ist des überhaupt lustig, wenn alle anderen
was trunken haben? Fährst du dann immer mitm Auto? Super, du kannst uns dann ja
alle heimfahren!
Das war schon recht kurzgehalten, aber das sind so grob
die Reaktionen, die ich auf „danke, ich trink keinen Alkohol“ bekomme. Ist es
nicht mir überlassen keinen zu trinken? MUSS ich trinken? Was das traurige an
der Sache ist, dass sogar Menschen, die das wissen und die mich sehr gut kennen
(Familie, Freunde,…) das immer noch fragen. Noch immer für mich einschenken oder
fragen, ob ich nicht auch mal was trinken möchte. NEIN! Es lässt mich äußerlich
kalt, aber macht mich eigentlich ziemlich wahnsinnig, wieso ich erzählen soll
wieso ich keinen trinke. Für alle, die es jetzt schon fast platzen vor Neugier,
wieso ich tatsächlich keinen trinke: es geht euch nichts an! Es ist absolut
nichts Schlimmes und dennoch geht es niemanden etwas an. Ich lasse euch die
Option offen und ihr könnt euch was Schönes ausdenken!
Die zweite, für mich genauso reizbare Story ist, dass mir
kalt ist. Ja, mir ist oft kalt bzw. hasse ich es, wenn es wo zieht oder so. Ich
bin immer sehr warm angezogen und tada: Leute stört das! Wieso? Fragt sie! Wenn
ich das nämlich mache, bin ich wieder unhöflich! Oder ich bekomme die Antwort „ich
mein ja nur, sei nicht so gereizt!“ Ja, gereizt bin ich, aber wegen der
dämlichen Sprüche. Bist du nicht zu warm angezogen? Wie viel hast du denn noch
an? Es ist doch es so heiß da drin! Gott, du spinnst ja! Gott, ich würde
sterben! Zieh dich doch ned immer so warm an, da wird da doch nur kälter – da verwärmst
dich! Übertreib doch ned! Du wirst schon ned krank! Hast du immer eine Jacke
dabei? Es ist doch Sommer?! Geh mal zum Arzt! Du musst dir Hilfe holen.
Das Thema macht mich unglaublich wütend. So dermaßen
wütend, dass ich es gar nicht ausdrücken kann. Ich bin ich. Mir ist schnell
kalt. Ich habs gern warm, ich habe früher sehr schlechte Erfahrungen gemacht,
mit Dingen die ebenfalls niemanden etwas angehen. Es kann sich jeder, wirklich
jeder denken was er möchte. (Die Blicke verraten es ja meist doch!) Doch hört
einfach auf, Leute „Tipps“ zu geben, wenn sie sich doch anscheinend so wohlfühlen?
Das schrecklichste finde ich daran, dass das Leute lustig finden. Sie sagen die
Sätze mit einem „Schmäh“ und scherzen rum und merken gar nicht wie furchtbar
unnötig sie sind. Nicht nur die Sätze…
Warum macht man sowas? Wieso urteilt man einfach über
andere und wieso muss man jeden seinen Scheiß aufdrücken? Kann nicht jeder so
sein wie er will? Ihr merkt, es macht mich wütend, weil es mich verletzt. Wer
jetzt denkt, die Alte übertreibt – bitte denkt an euch selbst und denkt daran,
was euch andere gerne vorwerfen. Es gibt genügend Alltagsdinge, die uns einfach
harmlos vorkommen, weil wir sie so angenommen haben. Habe ich auch, aber ich
möchte das nicht mehr. Wieso darf sich jemand anderer schlechtes Benehmen mir gegenüber
erlauben, ich aber nicht darauf was Blödes sagen? Ich bin dann ja unhöflich
oder zickig oder einfach deppat.
Sowas isst du? Sowas isst du nicht? Sowas trägst du?
Sowas hörst du? So schminkst du dich? So bist du? YES, weils da wurscht sein
kann.
Eine kleine letzte Story, bevor ich mich wieder abregen
kann ist, dass ich vor ein paar Wochen fast 2 Wochen krank war – typische Grippe.
Am ersten Tag meiner Grippe ging ich zum Arzt und erzähl ihm was ich denn habe.
Er fackelt nicht lange rum und sagt, ich geb dir ein Antibiotikum! Wer mich kennt,
weiß, dass ich das nicht nehme – außer ich muss sterben, dann aber nur
vielleicht! Es geht jetzt gar nicht um meine Meinung gegenüber Antibiotika,
aber ich sagte dem Arzt, dass ich keines nehme. Er war sehr sehr verwundert und
fragte wieso – er zog das Gespräch sogar mit einem Lächeln ins Lächerliche. Ich
sagte, ich nehme keines, weil ich keine gute Erfahrung damit habe und ich auch
nur eines vertrage und gegen die anderen resistent bin. Ach, mit einem
Magenschutz geht das – das ist nicht so tragisch, meinte er darauf. Weil ich im
Bezug auf Medis sehr schlagfertig bin, habe ich ihm nochmals wissen lassen,
dass es nicht um meinen Magen ginge, sondern dass ich eben eine schlechte
Erfahrung habe und er das ganz einfach so zur Kenntnis nehmen soll und ich ohne
Bluttest (wegen der Entzündungswerte) sowieso keines nehme. Er fand die Sache
fragwürdig und sagte, dass mein Körper das schon verträgt weil ich ein junger
Mensch bin. Ich muss sagen, dass ich das bisher noch nie in meinem Leben
(vielleicht auch Gott sei Dank) nie sagen musste, bis zu diesem Zeitpunkt: Ich
kenne meinen Körper und ich weiß, was ich meinem Körper zumuten möchte und dazu
gehört kein Antibiotika. Ich hab ihm fast ein bisserl angeschrien und hab auch
gleich bemerkt, dass ich mich unwohl dabei fühlte. Er war ebenfalls ein bissl
schockiert und winkte dann ab und meinte, wenns in ein paar Tagen nicht besser
wird, sollte ich nochmal darüber nachdenken.
Als ich dann im Auto saß, tat er mir kurz leid, weil ich
doch wirklich außer mir war. 5 Minuten später regte ich mich wieder darüber
auf, was dem eigentlich einfällt, mich von was zu überzeugen, wo ich doch
ausdrücklich gesagt habe, dass ich das nicht nehme und ich es meinem „jungen“
Körper nicht zumuten möchte. Shame on you, doc! Es hat mich ein paar Tage beschäftigt
und mir fiel auf, dass er mich generell nie so richtig ernst genommen hatte
bisher. Deshalb habe ich den Arzt jetzt auch gewechselt. Ich würde gerne von
euch wissen, ob ihr findet, dass ich überreagiert habe oder ihr genauso
gehandelt hättet? Ich mein, ich habe ihm ja jetzt keine runtergehaut, aber ihr
wissts eh!
Und, gibt es Dinge, die euch so richtig nerven? Müsst ihr euch wegen etwas auch immer rechtfertigen? Tell me!
Magdalena